Archiv der Kategorie: Allgemein

Macht und Multitasking nicht nur produktiver, sondern auch glücklicher?

Wir leben in einer Welt, wo wir sehr viele Eingangs-Kanäle besitzen. Früher hatte man bei einem Spaziergang nicht viele Optionen: Man konnte nachdenken und in einen „Flow“ kommen, sich auf das Spazieren selber konzentrieren oder auch die Natur bewusst wahrnehmen und geniessen. Heute sind wir immer und überall erreichbar, wir machen vielleicht noch ein paar Selfies und checken unsere Social Accounts, um zu sehen, ob und wie viele Likes wir erhalten haben. Wie meinte Plato so schön: „Wenn wir unsere Werkzeuge nicht beherrschen, dann werden wir Werkzeuge unserer Werkzeuge!“

Multitasking – funktioniert gar nicht!

Multitasking bedeutet, dass wir verschiedene Aufgaben gleichzeitig erledigen. Dies ist jedoch eigentlich gar nicht möglich, denn unser Verstand (nach Dr. Amishi P. Jha) funktioniert ähnlich einer Taschenlampe: Man kann nur einen Punkt erfassen und damit arbeiten. Multitasking funktioniert nur für Tätigkeiten, die „automatisch“ ablaufen und keine kognitive Zuwendung brauchen. So kann man gut spazieren gehen, und sich in ein Gespräch vertiefen. Sobald es aber schwieriger wird, wir im Gelände oder in den Bergen sind, wo wir nicht mit dem „Autopiloten“ unterwegs sein können, werden Gespräche oberflächlicher oder unmöglich. Eigentlich ist also Multitasking ein hin- und her-Hüpfen zwischen verschiedenen Aufgaben, ein hin und her-leuchten mit der Taschenlampe des Verstands in der Nacht.

Hin- und Herhüpfen – was sind die Konsequenzen?

Wie es schon die Tätigkeit „hüpfen“ andeutet, braucht das ganze viel Energie. Ähnlich einem Computer haben wir viel zu viele Fenster offen, und wenn wir „hinein-switchen“, brauchen wir immer etwas Zeit und Rechenpower (Energie), um das ganze wieder zu „laden“. In der Regel macht uns das Hüpfen müde und unglücklich, die einzelnen Aufgaben werden zum Teil schlecht erfüllt. So haben wir das Gefühl, nichts „auf die Reihe“ gebracht zu haben und sind gleichzeitig noch müde.

Was könnte die Lösung sein?

Es ist nicht schwer zu erraten: Konzentration auf Single-Tasking. Wenn man nicht gerade First-Responder ist oder bei der Feuerwehr arbeitet, dann könnte man die eingehenden Kanäle, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen, reduzieren. Schliessen Sie am Computer die meisten Fenster. Dann kann man sich zum Beispiel überlegen, ob man noch bei den Social Media dabei sein will oder nicht. Wenn man nicht dabei ist, dann buhlt auch keiner dieser Kanäle um unsere „Attention“. Weiter kann man sich angewöhnen, nur zu bestimmten Zeiten aufs Handy zu schauen oder die Mails zu checken. Und dann soll man unbedingt schauen, dass man die Arbeiten priorisiert und nacheinander erledigt. Dies könnte zum Beispiel nach dem Eisenhower Prinzip gemacht werden, wo es die zwei Achsen „wichtig“ und „dringend“ gibt. Die wichtigen und dringenden Arbeiten werden zuerst erledigt, dann die wichtigen und nicht dringenden Arbeiten, dann die nicht wichtigen und dringenden Aufgaben, und den Rest können wir getrost seinlassen. Ein sehr wichtiger Punkt scheint mir der Fokus auf die wichtigen, nicht dringenden Aufgaben zu sein. Dies könnte zum Beispiel eine Pause zur Erholung, ein Telefonat an eine wichtige Person oder einfach Fokus auf Achtsamkeit sein.

Die Achtsamkeit als Schlüsseltechnologie

Unser Gehirn ist so konstruiert, dass es immerzu Gedanken produziert. Die Gedankenwege ähneln einem mäandrierenden Fluss, der irgendwo anfängt, und sich einfach irgendwie den Weg durchs Gelände sucht. Wenn man meditiert oder auch nur achtsam ist, dann verschaffen wir uns etwas Abstand und gehen in die Adlerperspektive und verfolgen bewusst das Mäandrierende unseres Geistes. Wir konzentrieren uns auf die Atmung und versuchen herauszufinden, was das eine oder andere mit uns macht – und so erhalten wir ein besseres Körpergefühl und sind wieder im „Driver-Seat“. Dass wir so weniger Stress empfinden, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Auch brennen wir weniger aus und können den Fokus auf genau das legen, was wir anpacken möchten . Ein wahrlich stoischer Gedanke. Meditieren führt übrigens nicht dazu, dass man keine Gedanken mehr hat. Sondern man meditiert nur, um sich dem immer wieder bewusst zu werden und sich zu beruhigen.

Fazit

Multitasking macht weder glücklicher noch produktiver – im Gegenteil. Wenn wir uns angewöhnen, nur einen Task aufs Mal, dafür von ganzem Herzen und mit voller Energie zu erledigen, dann tun wir uns und der Umwelt etwas Gutes. Wirklich erfolgreiche, glückliche Menschen brauchen weder Likes noch Bestätigung – sie tun das Richtige, und brauchen dafür auch nicht alle fünf Minuten aufs Handy zu starren. Wir kennen nun einige unserer guten Werkzeuge. Wenden wir sie an. Viel Erfolg!

Wie man im Leben weiterkommt

Wenn man in die sozialen Medien schaut, dann sehen wir Ergebnisse. Jemand hat es geschafft, abzunehmen. Ein anderer hat seinen Traumjob erhalten. Der dritte hat eine Medaille im Sport gewonnen. Wir schauen das an, konsumieren es, und werden dann unglücklich und zerstreut. Auf der Jagd nach Neuigkeiten schauen wir immer wieder, und man erhält immer mehr davon. Unserem Gehirn fällt es sehr schwer, einen richtigen Link zu machen: Einerseits sind die meisten dieser Geschichten für uns völlig irrelevant, und andrerseits entstehen Erfolge durch gute Einstellung und gute Gewohnheiten. Gehen wir tiefer darauf ein.

Der Vergleich ist des Glückes Tod

Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn wir uns mit anderen Menschen vergleichen und dabei das „Gute“ für uns herausnehmen. In unserer Kindheit haben wir oft mit unseren Spiegelneuronen das Verhalten und das Problemlöse-System unserer Eltern imitiert und integriert, und wir gleichen immer wieder ab, ob wir es nun auch „im Griff“ haben. Jedoch ist das eigentlich eine Kindernummer, die wir mit zunehmender Reife ablegen sollten, denn das Ganze hat einen Hacken: Wir haben nur uns zur Verfügung! Das heisst, wir sind mit einem bestimmten „Setup“ unterwegs: Gross, klein, dick, dünn, beweglich, unbeweglich, kräftig, filigran, usw. und auch im Geist haben wir ein – von aussen nicht sichtbares – Setup: Spontan, kontrolliert, extrovertiert, introvertiert, integer, intrigant, usw. Wir haben also ein körperliches und geistiges „Skill-Set“, und sind damit unterwegs. Mit „Gnothi seuton“, erkenne Dich selbst, können wir die erste Stufe dieser Reife erreichen: Durch das bewusste kennenlernen und reflektieren von sich selbst, können wir unser wahres Wesen entdecken. Dabei müssen wir uns nicht vergleichen – sondern wir versuchen uns zu ergründen, ohne dass man dies verurteilt oder bewertet. Dazu müssen wir noch einen Schritt zurückgehen, und mit uns selber „OK“ sein. Ich meine damit nicht Selbstverliebtheit im Sinne von Narzissmus, sondern eine Selbstliebe im Sinne von einer Liebe zum eigenen Wesen, das so ist wie es ist: Fehlerhaft, unvollständig und mit vielen Überraschungen. Und dann können wir in die Arbeit übergehen: Wohin wollen wir gehen, was wollen wir erreichen, was macht mit diesem Skillset überhaupt Sinn? Der Vergleich ist hier des Glückes Tod: Wenn wir uns mit anderen Leistungen und Ergebnissen vergleichen, dann blenden wir aus, dass vielleicht gerade das Skillset des Andern genau dieses Ergebnis gebracht hat – und man es selber nicht kann, weil man das Werkzeug nicht im Werkzeugkasten hat. Und Ergebnisse anderer betrachten hilft uns nicht weiter, sondern erfüllt uns mit Leere.

Gewohnheiten ändern

Wenn man sich dann analysiert hat, dann sollte man sich die eigenen Gewohnheiten zu Gemüte führen. Möchte jemand reich werden, so muss er eine Gewohnheit ändern; nämlich die Art und Weise, wie er zu Geld steht und wie er damit umgeht. Möchte jemand Gewicht verlieren, dann muss er seine Ernährung, seine Bewegung und seinen Schlaf ändern. Das Schwierige bei den Gewohnheiten ist, dass man sie nicht so schnell los wird. Mark Twain hat hier einen etwas simplen, und doch sehr guten Gedanken ausgeführt: „Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe hinunterprügeln, Stufe für Stufe.“  Und genau hier muss man ansetzen. Doch gehen wir auch hier einen Schritt zurück: Wenn man ein Ziel hat wie „Gewicht abnehmen“, dann kann man es wohl erreichen. Und dann? Gleiches Problem beim Ziel „Ich möchte eine Million auf dem Konto haben“. Was ist dann? Wir müssen hier weise werden und keine Ziele setzen, denn der Weg ist das Ziel. So könnte ein Ziel heissen: Ich möchte mich wohl fühlen und gesund bleiben, anstelle eines kg-Ziels. Oder man sagt: Ich möchte mehr einnehmen als ich ausgebe und möchte beide Seiten ständig bewusst optimieren. Wenn sich die Menschen Ziele gesetzt haben, versuchen sie diese mit der Brechstange zu erreichen. Und werden dabei verbissen. Und scheitern. Der innere Schweinehund gewinnt und sie sind wieder zurück auf Feld eins. Und noch etwas mehr deprimiert als vorher. Doch wie könnte man das anstellen?

Liebe Dich selbst und habe Geduld

Die erste Stufe ist, einen tiefen Atemzug zu nehmen und mit sich selber in Kontakt zu treten. Man kann kein Gewicht in 2 Wochen abnehmen, das man über 2 Jahre angefuttert hat – und wenn ja sicher nicht nachhaltig. Man kann nicht reich werden, wenn man noch viele Kredite hat, die man bedienen muss. Darum darf man nicht brutal und hart sein zu sich selber – denn man hat ja nur sich selber – sondern ehrlich, liebevoll und in einem coachingmässigen Dialog sein. Und dann braucht es Zeit und Geduld.

Der Zinseszinseffekt – die 1%-Regel

„Wir kreieren erst unsere Gewohnheiten und dann kreieren unsere Gewohnheiten uns.“ (John Dryden). Dieser Zirkelbezug ist nur sehr schwer zu durchbrechen, und da Gewohnheiten sehr hartnäckig sind, müssen wir zu einer Art List greifen: Die 1%-Regel. Aus der Behaviour Finance wissen wir, dass Menschen mit dem Zinseszinseffekt nur sehr schlecht umgehen können; es liegt uns Menschen einfach nicht. Addition und Subtraktion haben wir hier besser im Griff. Wenn wir also eine Gewohnheit haben, und sie täglich nur 1% verändern würden. Wie würde es sich ändern? Der Effekt ist gewaltig: Wenn wir Kapital zu 1% anlegen würden, und es jeden Tag verzinsen würden, dann entstünden aus CHF 100 innerhalb eines Jahres CHF 3’778.34, also eine Rendite von 3’778.34%! Daraus können wir schliessen, dass die Stetigkeit fast wichtiger als die Höhe des Zinses ist. Wenn wir also 1% mehr schlafen, 1% gesünder essen, 1% mehr bewegen, 1% mehr lesen, 1% mehr Liebe schenken, dann passiert mit der Zeit gewaltiges und die Rendite in Form von Glück wird phantastisch sein!

Ein Selbstversuch – der Waldlauf

Ich habe diese 1%-Regel selber versucht und habe eine Jogging-Route von ca. 3.5km mit ca. 100 Höhenmetern vor meinem Haus ausgewählt. Nun laufe ich die gleiche Runde seit ca. 1 Jahr und konnte die Zeit dafür von ca. 32min auf ca. 26min senken. Es gelingt mir nicht jeden Tag gleich gut und es gibt auch grosse Schwankungen wegen Tagesform, Wetter, Tageszeit usw. und dennoch: wenn man die 1%-Regel im Griff hat, dann kommt die Zeit in die richtige Richtung. Das Ziel ist, jedes Mal ca. 20sek schneller zu sein. Man darf keine Brechstange nehmen und sich keiner Illusion hingeben: Man kann nicht innerhalb einer Woche von der Couch Potato zu Moses Kiptanui mutieren. Ich werde, wegen meines Alters und meinem Körperbauch auch ganz sicher nie in die Nähe von Moses kommen. Aber das will ich auch nicht, denn ich will meine Ressourcen nicht nur mit Sport füllen. Ich will mich einfach wohlfühlen, abschalten, und ein gutes Lebensgefühl haben und eine Grundkondition haben, die mir erlaubt, Judo, Jiu-Jitsu und Segeln so zu betreiben, ohne zu schnell aus der Puste zu kommen. Die Nerds unter uns mögen bemerkt haben, dass ja mit der Zinseszinsregel die Laufzeit mit der Zeit gegen 0 tendiern wird. Keine Angst: Es geht mir hier eher nur um den gigantischen Effekt von kleinen Schritten!

Andere Effekte – Schafft Routinen!

Man kann auch in allen anderen Lebensbereichen mit der 1%-Regel weiterkommen: 1% mehr Achtsamkeit täglich (und man erspart sich viel Ärger, Stress und Frust). 1% früher ins Bett gehen – und man schläft mit der Zeit mehr und ausgewogen und kommt früher aus dem Bett. 1% weniger über andere sprechen (vor allem negativ), und man kommt ins kreative und glückliche Handeln. 1% mehr Nächstenliebe, und man erhält viele Lächeln geschenkt. Die Liste kann endlos verlängert werden. Wenn man immer nur ein wenig mehr oder weniger macht, und 1% ist über die Zeit problemlos „händelbar“, so steigt die Wahrscheinlichkeit auch exponentiell, dass diese Gewohnheit bleibt und man täglich zu einer besseren Version von sich selbst wird – eine Weg, zu dem ich jeden Menschen einlade!

Das Leben vom Tod aus betrachten

Oft ist man im Alltag gefangen und man erledigt viele unnötige Handlungen, die auf lange Sicht überflüssig sind. Wir leben in einer Gesellschaft, wo der Tod aus dem Leben verdrängt wurde und der unendliche Konsum- und Schönheitswahn universell zu regieren scheint. Warum nur kaufen wir uns teuere Sachen, oft mit Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir nicht mögen? Die permanente Verunsicherung durch die unzähligen Kanäle in unserer Gesellschaft führen dazu, dass wir Menschen zunehmend verwirrt sind und nicht mehr genau zu wissen scheinen, um was es eigentlich geht.

DQS – De quoi s‘agit-il?

Diese Frage aus meiner Militärzeit lädt dazu ein, sich bei einem Ereignis etwas zurückzunehmen, einen Moment innezuhalten und sich zu überlegen, um was es eigentlich geht. Es ist nicht immer offensichtlich und man sollte dieses Verhalten wie einen Muskel trainieren – denn nur allzu oft schiessen wir aus der Hüfte und lassen uns von unseren Emotionen zu Handlungen hinreissen, die alles andere als klug sind. Klar gibt es Momente, wo man sofort und unmittelbar handeln muss. Wenn z.B. jemand auf meiner Fahrbahn in der Nacht entgegenkommt oder jemand zu einem Faustschlag ausholt, dann ist DQS auch gefragt, mit der Analyse, dass es ein Notfall ist, und ich sofort handeln muss. Aber einem Ess- oder Kaufimpuls kann man mit Charakterstärke entgegenwirken und es setzen lassen – um dann herauszufinden, dass es eben nur ein Impuls war. Kommt jemand auf uns zu und beschimpft uns, provoziert uns: Was ist unsere Antwort? Wir werden nicht provoziert – sondern wir lassen uns provozieren. Es sind immer unsere eigenen Anti-Provokations-Programme, die uns dann – meist unschön – handeln lassen. Es geht nie um den anderen und immer um sich selbst. Stellen wir uns vor, unser Gegenüber spräche eine andere Sprache, die wir nicht verstehen würden. DQS: Wir müssen nichts tun, wir lassen es an uns vorbeigehen, denn wahrscheinlich will der Andere provozieren, ist unzufrieden, oder hat einen schlechten Tag. Das hat nichts mit uns zu tun – und erfordert auch keine Reaktion. Eher könnten wir dankbar sein für die Lektion Gelassenheit, wo auch Epiktet immer wieder meinte, die sei manchmal sehr teuer zu erkaufen!

Momento Mori

Mark Aurel war ein bedeutender Römischer Kaiser, Philosoph und Vertreter der Stoa. Er hat während seiner Regierungszeit eine grosse Seuche in Rom zu vergegenwärtigen und auch militärisch lief es nicht nur gut. In seinem Buch „Selbstbetrachtungen“ – sehr empfehlenswert – hat er uns ein bedeutendes Werk überlassen, wo wir die Wurzeln seines Handelns nachvollziehen kann. So ist einer der Grundsätze “Momento Mori“, also sinngemäss “Bedenke, dass Du sterben wirst“. Und so propagierte er, das Leben vom Tod her zu betrachten, der jederzeit eintreten kann. In dieser Optik spielte nicht Geld, Ruhm, Ehre eine Hauptrolle, sondern Zeit. Die Zeit ist unwiederbringlich verloren und unumkehrbar, wenn sie verstrichen ist. Er sagte auch, dass er morgens lieber Arbeiten geht, als unter seiner warmen Bettdecke zu verharren. Denn so könne man die Welt nicht verbessern. Aurel gibt uns einen wahren Schatz in die Hand: Der Tod des Menschen ist unausweichlich und so tun wir gut, die Zeit bis dahin weise zu nützen. Unter diesen Gesichtspunkten spielen Geld, Ruhm, Macht, Besitz, keine Rolle. Und genau hier scheint sich ein Bogen in die heutige Zeit zu spannen: Wir leben in einer Zeit, wo wir viel nach Macht und Geld streben, dann irgendwann später im Leben nach Gesundheit (die wir dank unserem Macht- und Geldstreben kaputtgemacht haben); und geben dafür wieder erworbenes Geld aus und verlieren den Titel. Das ist schon bemerkenswert, oder?

Der Tod als Überraschungsmoment
1. Der eigene Tod

Mit 16 Jahren hatte ich als Schüler der letzten Schulklasse plötzliche schwere Koliken und wurde hospitalisiert. Mit der Diagnose “schwere ödematöse Pankreatitis“ wurde ich in den Notfall gebracht, wo ich mit dem Leben gerungen habe. Eigentlich war es nicht ich – es waren die andern. In meiner Nahtoderfahrung war er ganz ruhig und friedlich, das berühmte Licht am Ende des Tunells wurde sichtbar und ich fing an zu Schweben – währendem die anderen mit Wiederbelebungsversuchen beschäftigt waren. Erst als ich einen Arzt schreien hörte „es ist noch zu früh!“, kam ich wieder zurück und ging in meinen Körper. Danach folgten drei Wochen auf der Intensivstation, wo die Zeit nicht herumging und eines der einzigen Geräusche mein Herzschlag auf dem Monitor war. Nach drei Wochen wurde ich in den Garten des Spitals gebracht und ich sass auf einer Bank, vor mir eine junge Entenfamilie, die ihre Runden auf dem Teich drehte. Ich fing an zu weinen vor Glück. Und das hatte etwas mit mir gemacht, denn ich wusste, alles, was jetzt folgt, ist eigentlich nur Zugabe!

Der Tod als Überraschungsmoment
2. Der Tod eines Kindes

Nachdem meine Ehefrau und ich eine fürchterliche Grippe überstanden hatten, kam eines Tages unsere Tochter nach Hause und torkelte mit Fieberaugen in meine Arme und wurde bewusstlos. Auch sie hatte die Grippe erwischt. Nach einer endlosen Zeit auf der Intensivstation stellte sich der Hirntod ein und ein paar Tage später war ich auf dem Friedhof vor dem Grab meiner Tochter – unendlich traurig – und dachte mir, ob es denn das sein könne. Auf die W-Fragen (Warum, weshalb ich…) gibt es leider keine Antworten; mehr noch, die Fragestellung selber ist toxisch und selbstzerstörerisch. Ich hätte mich gefreut, hätte ich wie Epiktet sagen können: Wenn Du das Kind nicht als Dein Eigentum betrachtest, so wirst Du auch nicht traurig sein, wenn es stirbt. Es ist dir nur geliehen worden – und jetzt wurde es zurückgegeben. Wieder stand ich vor einer Kreuzung ohne Wegweiser und ganz allein, und wusste im Moment nicht weiter. Ich habe mich für das Leben entschieden und versuche die Menschen zu stärken, damit sie mit solchen Schlägen umgehen lernen können.

Der Tod als Überraschungsmoment
3. Der Tod eines Kollegen

Ein paar Jahre später sprach ich mit einem pensionierten Pfarrer, mit dem ich immer wieder philosophische Gespräche pflegte. Er meinte, dass man im Leben immer mit dem Tod rechnen müsse, und man keine offenen Rechnungen haben dürfe. An einem Abend fragte ich ihn – rein zum Spass – ob er denn offene Rechnungen habe oder er bereit sei. Er lachte und sagte: „Mach Dir keine Sorgen, alles beglichen und in Ordnung!“ Ironie des Schicksals: Fünf Minuten später fiel er in der Garderobe hin und alle Wiederbelebungsversuche misslangen. Er starb sehr überraschend an einer Hirnblutung und ich wusste, dass er bereit war und keine Rechnungen offen hatte. Wie vorbildlich! Trotzdem waren alle fassungslos und traurig. Ich konnte die Witwe und die Hinterbliebenen trösten und versuchte, ihnen Mut zu machen.

Das Leben ist keine Probe – es ist die Aufführung!

Und wenn man diese drei Fälle betrachtet, dann folgt die Empfehlung, das Leben vom (eigenen) Tod her zu betrachten. Jede Minute, die wir verbringen. Jede Handlung, die wir tun. Jedes Wort, welches wir sagen: Wir stehen im Leben und sind Figuren auf der Bühne – es gibt keine Zugabe und irgendwann schliesst sich der Deckel und wir fallen in die Grube. Von diesem Standpunkt aus gesehen, sollten wir weniger an Sachen hängen, die Flügel haben, und uns daran halten, was wir in unserem Leben mit uns selbst erreichen wollen. Wie heisst der Buchtitel im Buch unseres Lebens – wie lauten die einzelnen Kapitel? Macht nicht die Vergänglichkeit das Leben erst so richtig kostbar? Erst wenn wir das verstanden haben, verstehen wir das höhere DQS und können verantwortungsvoll, gelassen und voller Energie durch unser Leben gehen. Immer wissend, wo wir unsere Energie investieren und wo wir es lieber sein lassen. Packen wir‘s an, denn es ist (vielleicht) später als wir denken!

Warum zu viel Härte vieles kaputt macht

Wir leben in einer Welt, wo Stärke zählt: Just do it, get things done, better done than perfect sind die Phrasen, die einem sehr viel begegnen. Ist jemand jedoch zögerlich, langsam und überlegt, vielleicht sogar präzise oder uninteressiert so gilt er sofort als träge und faul – ja noch schlimmer – wir denken, er bringt kaum etwas auf die Reihe.

Technik vs Timing

„Als wir das Ziel aus den Augen verloren, verdoppelten wir die Anstrengungen“; genauso kommt es mir vor, wenn ich im Spiel des Lebens anderen Menschen zuschaue. Als Judoka ist es mir klar, dass auch die perfekteste Technik nicht funktionieren kann, wenn das Timing – den Moment, wo ich sie ansetze – nicht stimmt. Da eines der zentralen Judoprinzipien das Effizienzprinzip ist – also das Ziel, die grösstmögliche Wirkung mit dem kleinstmöglichen Aufwand zu erreichen, sieht man schon die zentrale Problematik der „hau-einfach-raus-Methode“. Wenn wir also einen Weg gehen wollen und ein Ziel erreichen wollen, brauchen wir nebst Tatendrang und Produktion auch das richtige Timing.

Versagen – als Funktion von Erwartungen und Enttäuschungen

Viele Menschen setzen sich Ziele und versuchen diese auch zu erreichen. Daran ist grundsätzlich nichts auszurichten; vor allem wenn sie gelingen, macht es uns Freude. Doch was, wenn wir wir sie nicht erreichen? Oder nicht erreichen können? Der Gegenspieler der Erwartung (vom Erreichen des gesetzten Ziels) ist die Enttäuschung, oder das Versagen oder Scheitern. Die letztgenannten Begriffe sind kaum positiv konnotiert. Wir haben Versagensängste und haben Angst, nicht zu genügen. Wir machen uns kaputt und werden traurig und apathisch, wenn wir nichts auf die Reihe kriegen. Ich finde diese Einstellung ungünstig, denn das sich selber zuführen von Schmerz hat meines Erachtens nur selten dazu geführt, ein Ziel zu erreichen. Bei der Wut ist es ähnlich: Wut ist wie man selber Gift trinken würde, und hofft, dass der andere dabei stirbt.

Wie wir auf Versagen reagieren

Sobald wir irgendwo versagt haben, scheint es ein Volkssport zu sein, sich selber mit aller Kraft kaputt zu machen. Und wenn jemand anders versagt, dann fühlen wir Mitleid oder Abscheu, schütteln den Kopf und wenden uns ab. Wer will sich schon mit Versagern beschäftigen? Es wird sichtbar, dass hier mit äusserster Härte vorgegangen wird und der „Versager“ sich selbst seiner Basis beraubt und sogar sich selber zu hassen anfängt. Doch wo führt das hin?

Was die Stoiker dazu sagen

Epiktet, ein grosser Stoiker, pflegte in seinem „Handbüchlein der Moral“ folgendes festzustellen: Einige Dinge stehen in unserer Macht, andere hingegen nicht. Die zentrale Botschaft der Stoa liegt also in der Unterscheidung von dem, was für uns beherrschbar und kontrollierbar ist und dem, was wir nicht kontrollieren können. Er machte beliebt, die Bemühungen auf Ersteres zu konzentrieren, statt sie auf Letzteres zu verschwenden. So meinte Epiktet auch: Es sind nicht die Dinge selbst, die uns bewegen, sondern die Ansichten, die wir von Ihnen haben. Und er ergänzte: Der Weg zum Glück besteht darin, sich um nichts zu sorgen, was sich unserem Einfluss entzieht.

Fehler und Versagen als Funktion des Fortschritts

Als sehr pragmatischen Gedanken erachte ich die Erkenntnis, dass es kein Weiterkommen ohne Fehler gibt. Wir sind also gezwungen, Fehler zu machen um weiterzukommen. Oder umgekehrt: Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nichts. Somit ermutige ich die Menschen zum Fehler machen – und diese innerlich als Funktion und Lehrgeld zum Weiterkommen zu verbuchen.

Vergib anderen – aber auch Dir selber!

Viele Menschen sind sehr hart und kontrolliert zu sich selber und haben ein sehr hohes Niveau an Erwartungen. Werden diese erfüllt: OK, werden diese nicht erfüllt: Katastrophe. Doch es ist ganz wichtig zu wissen, dass jeder Mensch auf dieser Welt viele Fehler mit sich trägt und dass man selber nur eine weitere Version Mensch ist. Ich plädiere nicht für ein YOLO-Leben (You Only Live Once), wo man einfach macht, was kommt, und dann einfach weitergeht, sondern wo man sorgfältig vorbereitet und sein Bestes gibt – und wenn es anders kommt, dies (eben stoisch) entgegennimmt, akzeptiert und umarmt, und dann weitergeht. Oft ist ein Versagen das Beste was einem passieren kann, nur kann man es in diesem Moment nicht wahrhaben. Die Situation ist Dein Lehrer. Und oft gibt es Master-Classes. Doch dies kann uns weiterbringen!

Eine Tür geht zu – und dann?

Viele Menschen die planen und grosse Erwartungen haben, haben oft Mühe damit, wenn eine Tür zugeht, wo sie sich doch so erhofft haben, dass sie offenbleibt. Doch das Leben hat mir bisher gezeigt, dass immer zwei bis drei neue Türen aufgehen – vielleicht noch viel spannender und schöner als die erste, die zugegangen ist. Wenn wir also eine Grund-Positivität erreichen können und das Schicksal umarmen – egal wie es kommt – dann bleiben wir im Driving-Seat unseres Lebens und werden unverletzbar.

Momento Mori (sei Dir Deiner Sterblichkeit bewusst)

Jedes irdische Leben ist endlich, und genau dieser Umstand sollte uns dazu verhelfen, gewisse Sachen anders anzugehen. Grundsätzlich sollte man jederzeit bereit sein, die Erde zu verlassen. Keine offenen Punkte, keine kindischen Streitereien, kein Groll. Und wenn wir wissen würden, dass wir morgen sterben würden: Würden wir uns über so viele Sachen aufregen, und uns mit Nebensächlichkeiten beschäftigen? Wohl kaum. Wenn wir also das Leben von hinten nach vorne betrachten, bietet es uns einen genialen Kompass, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Was ist in unserer Hand

In unserer Hand liegen bspw. unsere Gedanken, Gefühle, Wertungen, Worte und Handlungen. Nicht in unserer Hand liegen alle Sachen, die „da draussen“ passieren. Und damit ist sogar auch unserer Körper gemeint. Wenn der Nicht-Stoiker sagt: Ich bin krank, sagt der Stoiker: Mein Körper ist krank – und das hat nichts mit mir zu tun, weil ich es ja nicht ändern kann bzw. alles in meiner Macht stehende ausgeschöpft habe.

Die vier Tugenden / auf was wir achten sollten

Die 4 Tugenden der Stoiker sind Mut, Mässigung, Weisheit und Gerechtigkeit. Wenn wir uns in diesen Tugenden üben und weiterentwickeln, dann können wir unser Leben zu einem schönen Ort machen. Dabei müssen wir zwei Grund-Gedanken gleichzeitig im Kopf behalten, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Zum ersten ist es das Leben mit all seinen Herausforderungen und Ungerechtigkeiten so zu akzeptieren und man soll emotional stabil bleiben, um nicht wie ein Kartenhaus bei der ersten Herausforderung zusammenzufallen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man alles hinnehmen muss! Sondern vielmehr, dass wenn man er mit der aktuellen Situation nicht zufrieden ist, alles daran setzt sie nach seinem Ideal zu verändern. Ein Stoiker schaut ungeschönt und möglichst unverzerrt auf die Welt. Er erkennt die Ungerechtigkeit, aber auch gleichzeitig, wie die Welt besser würde, wenn er sich dafür einsetzt. Und bedenke: Die Welt ist ungerecht – aber nicht immer zu Deinen Ungunsten!

Negative Visualisierung – eine Übung

Obwohl allgemein davon abgeraten wird („self-fulfilling prophecy“), arbeite ich gerne mit der negativen Visualisierung. Stelle dir vor du verlierst sowohl all deine Beziehungen als auch materiellen Güter die du besitzt und schätzt. Stell Dir vor Du verlierst ein Kind. Stell Dir vor, Du versagst im falschen Moment. Was würde Dir passieren? Wenn Du Dir bewusst wirst, dass alles „Flügel“ hat, ausser dem, was Du in Deinem Kopf und Deinem Herzen hast, dann wirst Du unbesiegbar. Es gibt immer einen Weg nach vorne! Oder, etwas pragmatischer: Wenn Du durch das Tal der Tränen gehst, dann gibt’s nur eines: Weitergehen!

Um was es geht

Die meisten Menschen haben noch nicht verstanden, um was es wirklich geht: Es geht um die Liebe und die Unterstützung der Mitmenschen und um das gemeinsame Weiterkommen! Dies funktioniert nur, wenn man sich selber liebt bzw. mit sich selbst OK ist. Damit meine ich nicht die Selbstverliebtheit, Überheblichkeit und den Narzissmus, sondern ein ganz simples OK zu sich selber – wir sind das einzige was wir selber haben. Die eigene Basis zerstören schafft selten einen stabilen Charakter, der den Stürmen „da draussen“ trotzen kann. Somit sollte man am Morgen aufstehen und sich bewusst werden, dass vieles schief gehen wird – und das zum Leben gehört. Wer ja zum Leben sagt, der weiss, dass er zu allem akzeptieren kann, das ihm zustösst, ohne dass es ihn zerstört. Und dabei handlungsfähig bleiben.

Plädoyer für weniger Härte und mehr Liebe

Um wieder auf die Ursprungsfrage zurückzukommen würde ich dafür plädieren, dass wir jeden Tag eine bessere Version von uns selber erschaffen sollten und unseren Mitmenschen mehr helfen und das Gute in ihnen sehen sollten. Momento Mori: Starke Beziehungen und der Glaube an einen Menschen verleihen ihm Flügel und ermutigen ihn, das Beste zu geben, Fehler zu machen, und Gas zu geben. Die darüber stehende (Nächsten-)Liebe ist niemals tangiert. Scheitern gehört zum Leben wie die Nacht zum Tag. Wir sollten die Mitmenschen mental an der Hand nehmen, für sie da sein und sie begleiten und so ein Wir-Gefühl schaffen. Einzeln stark – zusammen unschlagbar! Wir können die Welt nicht verändern – aber die paar Quadratmeter um uns herum und unsere Kontakte können wir mit unseren Handlungen, unserer Einstellung und unserem sanften Lächeln positiv beeinflussen – und das sollten wir auf keinen Fall unterlassen!

Die Haltung ist entscheidend!

Was ist „die Realität“?

Gibt es eine Realität, da draussen? Oder sind es nur Ereignisse und Situationen, die wir bewerten, und uns daraus eine Wirklichkeit konstruieren? Ich habe eine interessante Geschichte gehört: Zwei Freundinnen fahren in den Ferien in einem Taxi, währendem das Radio läuft. Bei einem Song plötzlich wurde es ganz still, und alle lauschten dem Lied. Währendem bei der einen Tränen über die Backen kullerten, gingen die Mundwinkel bei der anderen nach oben. Was war passiert? Der gleiche Song lief bei der Beerdigung der Mutter der einen Person, bei der anderen an der Hochzeit. Doch was kann die Sängerin im Radio oder das Radio selbst dafür? Was kann „die Realität“ dafür? Nichts.

Was wir denken, ist.

Es ist also nicht entscheidend, was – von unserem Gehirn aus gesehen – „da draussen“ passiert. Das Gehirn ist eingesperrt im Schädel und wird das Tageslicht nie erblicken. Es hat jedoch mit den fünf Sinnen „Verbindungen“ zu den Sensoren nach draussen. Es hat Erfahrungen und muss aus den Sinneswahrnehmungen selber Bilder erzeugen und interpretieren, Entscheidungen treffen und Aktionen auslösen. Das geht von ganz rudimentären Funktionen wie: „Kälte => Zieh eine Jacke an“ bis zu komplexen Funktionen: „Klang der Musik => Schmerz und Trauer => Weinen“. Was wir also denken, ist Interpretationssache!

Was können wir daraus lernen?

Wir sind menschliche Wesen und unser Hirn besteht aus vielen Synapsen und das allermeiste geschieht im Unterbewusstsein. Wir können nicht alle Wahrnehmungen und Aktionen analysieren und verändern. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass wir (und alle anderen Menschen auch) nur eine mögliche Realität sehen. Die anderen sehen vielleicht eine ganz andere Realität. Und die ist genauso richtig, wie die unsere. Das würde die Beziehungen unter den Menschen entspannen.

Die Haltung zählt

Wenn wir wissen, dass was da draussen passiert, wir selber bewerten, dann können wir daraus ableiten, dass eine gute Haltung dazu wichtig ist. Und so sollten wir es tun: Wie ein alter Grieche, bevor er in die Schlacht zieht; wie ein Samurai, bevor er aufs Kriegsfeld zieht. Auch physisch bleiben wir aufrecht und haben die Haltung: Egal, was da draussen passiert. Es hat nichts mit mir zu tun. Ich muss mich nicht beklagen, dass es so ist, denn ich kann es nicht ändern, es ist so wie es ist. Und wenn ich es an mir abperlen lasse – indem ich die Wirklichkeit als eine mögliche Wirklichkeit interpretiere, dann komme ich weiter. Ich verliere keine Zeit und Energie im Beklagen (warum ist es so, und nicht anders), und im sich beschweren – ist ja auch blöd, sich zu beschweren, um so mit der Schweren Last nicht mehr weiterzukommen. Sondern ich gehe mit freiem Geist an die Lösung – oder ziehe weiter.

Das Leben als Training – die Situation als Lehrer

Wenn wir das Leben als Training anschauen, dann können wir nicht verlieren. Man soll nicht gegen das Leben sein – das Leben ist kein Gegner. Wir sind auf der Erde, und keiner kommt hier lebend raus. Wir haben viele Situationen und es kommt darauf an, was wir für eine Haltung dazu haben und wie wir entscheiden weiterzugehen. Das zählt! Je schwieriger die Situation, desto mehr kann man daraus lernen. Und man wird immer besser, wenn man darauf vertraut, dass man es meistern kann, und nicht so streng mit sich selber ist. Selbstreflexion hilft beim Weiterkommen.

Fazit

Ich kenne viele Menschen, die sehr streng mit sich selber sind und sich nicht verzeihen. Fehler machen gehört zum Lernprozess – wir sollten es einfach immer besser versuchen zu machen! Wenn man – auch physisch – Haltung annimmt, dann kann einem nichts passieren, denn man bleibt auch Mental im „Driving-Seat“ des eigenen Lebens. Und egal, was da draussen passiert: Es zählt nur das, was wir daraus machen!

Dankbarkeit

Vielleicht ein weiterer Schlüssel zum Glück?

Auf dem Weg zum Glück ist mir aufgefallen, dass Dankbarkeit ein wichtiges Element darstellt. Der erste Gedanken am Morgen wenn Du aufwachst, sollte Dankbarkeit sein. Warum? Ca. 150‘000 Menschen auf der Welt werden den Anbruch des Tages nicht erleben – und somit gehörst Du zu den Glücklichen, die es überhaupt in den Tag schaffen. Zur Erinnerung: Nur lebende Menschen können die Welt verändern und anpacken, tote leider nicht. Und währenddem du in den Tag kommst, fragst Du Dich, für was Du sonst noch so dankbar sein könntest. Ein Dach über dem Kopf? Glück gehabt. Fliessendes, sauberes Wasser? Du gehörst zu einer Minderheit. Dir ist nicht kalt? Sei froh darüber. Bei all diesen Aspekten hilft Dir die Dankbarkeit, den ganzen Rest der Dich beschäftigt, einzuordnen und kann Dir helfen, dem Glück ein Stück näher zu kommen.

Es ist alles relativ – nichts ist absolut…

Der Mensch orientiert sich immer relativ, das heisst, er misst sich selber immer im Vergleich zu anderen, am meisten mit diesen Menschen, die in seiner Nähe sind. So ist der grösste Feind des Guten das Bessere, und das eigene Auto ist nichts mehr wert, wenn der Nachbar mit einem grösseren und luxuriöseren Schlitten in der Garageneinfahrt auftaucht. Der relative Vergleich treibt den Menschen ins Hamsterrad, denn er will einfach mehr haben, als seine Konkurrenten. Das Ergebnis? Burn-Out, Unzufriedenheit und viel seelischer und körperlicher Schmerz. Die Dankbarkeit kann uns helfen, einen Anker zu setzen und alles zu relativieren. Wie Paracelsus einmal sagte: Gesunde haben viele Wünsche, Kranke nur einen. Dankbare haben einen Schutzschild gegen Manipulation, denn sie können nicht einfach mit „mehr“ geködert werden.

Dankbarkeit als Akzelerator

Wenn wir dankbar sind über das, was wir haben, können wir auch dankbar sein, für das was wir sind. Der Vergleich mit anderen führt uns auf eine falsche Fährte. Es gibt schon genug andere – wir müssen uns selbst sein. Oder besser gesagt: Wir müssen uns selbst werden! Anstatt uns mit den anderen zu messen und grimmig versuchen, selber eine billige Kopie von ihnen zu werden, sollten wir versuchen, eine bessere Version von uns selber zu werden. Die Dankbarkeit kann uns in eine höhere Gestimmtheit bringen und so helfen, alles andere nicht mehr so eng zu sehen und für eine Überwindung zu sorgen. Somit ist der uralte Wert der Dankbarkeit ein „Boost“ um in eine gute Phase zu kommen, ruhig zu werden um dann richtig Gas geben zu können.

Die Antwort der Dankbarkeit – oder wie man in den Wald ruft…

Wenn ich als Mensch dankbar bin für das, was ich habe was ich bin, dann habe ich eine ganz andere Einstellung zum Leben. Gebe ich meine Dankbarkeit den Menschen weiter, so kann ich goldene Brücken bauen und die Menschen für mich gewinnen. Menschen rangieren äusserst positiv auf Dankbarkeit und spornt sie zu einer guten Zusammenarbeit an. Der Mensch ist ein Herdentier und so ist die Antwort der Welt auf meine Dankbarkeit – auch Dankbarkeit, und kann so wahrlich Berge versetzen. Natürlich wird nicht jede Dankbarkeit von den Menschen mit ebenso grosser Dankbarkeit beantwortet – aber zu ca. 80%, und das ist doch schon sehr gut, oder?

Dankbarkeit führt zu Gelassenheit

Wenn ich im Status der Dankbarkeit bin, dann kann mir eigentlich nichts passieren. Man ändert den Blickwinkel und schon wird alles besser. Sie werden grundlos zusammengestaucht? Seien sie dankbar für den guten Lehrer für Gelassenheit. Sie werden bestohlen? Wenn man ihnen mental nichts stehlen kann, da sie dankbar sind für das was Sie haben, so werden Sie auch mit dem klarkommen. Die Gelassenheit führt Sie in eine höhere Gestimmtheit, bei der Sie das Gefühl der Unbesiegbarkeit entwickeln. Warum? Wenn Sie etwas angehen, so reüssieren Sie, oder Sie lernen etwas dabei, und das ist doch eine gute Sache!

Dankbarkeit als aktive Handlung der Achtsamkeit

Viele Menschen erleben ihr Leben wie einen Film, in dem Sie selber nur Statist sind. Das führt dazu, dass man eher zu eine Opferhaltung neigt. Wenn man achtsam und dankbar ist, dann wird man zum Haupt-Darsteller im Leben und kann aktiv daran teilnehmen. Nicht das man alles kontrollieren könnte – nein, denn man ist nur Herr über seine eigenen Gedanken, Gefühle, seine Aussagen und Handlungen. Aber man kann Dankbarkeit als Brückenbau einsetzen, wenn alles andere versagt. Versuchen Sie es!

Das Leben lieben

Ja sagen

Viele Menschen versuchen immer positiv zu denken und lassen das Negative weg. Das ist grundsätzlich nichts schlechtes, man neigt aber dazu, viel auszublenden und so wichtige Entscheidungen auf einer falschen oder unvollständigen Basis zu treffen. So wird auch das Resultat wieder falsch oder unbefriedigend sein. Ich rate eher den stoischen Weg zu gehen und „ja“ zum Leben zu sagen. Wer das tut, dem kann wahrlich nichts passieren, denn egal was passiert es gehört einfach dazu! Viel Energie geht verloren mit Sätzen wie „es kann doch nicht sein…“ und dergleichen. Immer wenn ich „nein“ sage, dann ist es so, wie wenn ich gegen eine Wand laufe. Es tut mir weh, ich verbrauche Energie und komme nicht weiter. Und dazu bin ich noch verstimmt.

Die Haltung eines Samurai

Als langjähriger Judoka habe ich viel gelernt. Am Anfang der Karriere lernt man viele Techniken, dann erlernt man deren Anwendung und arbeitet an er Kombination und an der Kraft. Doch irgendwann gelangt man an einen Punkt, an dem man mit den alten Rezepten nicht mehr weiterkommt. Es ist wie die Entwicklung von der Raupe zum Schmetterling. Plötzlich merkt man, dass es noch eine hintergründige Welt gibt. Und man merkt, dass man an der Haltung und Einstellung arbeiten muss, um weiterzukommen. Und so entwickelt man die innere Haltung eines Samurai, den nichts trüben kann. Der einfach still dasitzt und alles erträgt, bis er selbst zuschlägt. Und genau das empfehle ich: Sich nicht fragen, warum etwas so ist (anders, als man es will), sondern es annehmen, so wie es ist und dann damit umgehen.

Das Leben ist neutral

Das leben hat an sich keine Bewertung. Es ist weder positiv noch negativ, man kann es lieben oder hassen. Das Leben ist das, was man daraus macht! Wenn ich gegen alles bin, so werde ich immer nur schlechtes erleben und mich ärgern. Wenn ich aber „ja“ sage, dann kann mir nichts passieren, denn es ist ja alles dabei. Ich sage ja zum vollen Bus, zur Warteschlange, zum Mann, der mit rot über die Ampel läuft. Zu allem. Nicht dass ich es gut finden muss, aber ich sage ja. Und so bin ich mitten in der stoischen Lehre: Was ich nicht kontrollieren kann, und das sind nur meine Gedanken, Handlungen und Gefühle, das geht mich nichts an und das betrübt mich nicht.

Fazit: Das Leben lieben

Wenn ich also auf dieser Erde bin, den Kampf gegen Millionen von Konkurrenten gewonnen habe, dann kann ich nur empfehlen, das Leben zu lieben und es so anzunehmen wie es ist. Man kann sich ärgern – aber man soll die Phase möglichst kurz halten und die innere Stimme zum Schweigen bringen, indem wir sagen: Es ist so wie es ist! Packen wir’s an!

Aggregieren und Zusammenfassen

Warum wir zusammenfassen…

Wenn wir Menschen uns ein Bild über eine Sache machen wollen, dann tendieren wir dazu, die einzelnen Puzzle-Stücke zusammenzufassen und zu aggregieren. Und das ist auch gut so, denn unser Verstand kann nicht unendlich viele einzelne Tatsachen im Kopf behalten, denn wir neigen dazu, „vor lauten Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen“. Und darum fassen wir zusammen und aggregieren die Daten.

…doch dabei entsteht ein Problem

Was für Finanz-Daten, Wassermengen und Wetter-Daten stimmen mag, macht jedoch in der Psychologie keinen Sinn und macht das Zusammenleben eher schwer. Währenddem wir in der Erfolgsrechnung die Einnahmen der Ausgaben gegenüberstellen können, und im besten Fall einen Gewinn ausweisen können, sollten wir das für unser Zusammenleben nicht tun. Wir können nicht drei alten blinden Menschen über die Strasse helfen, und dann zu zwei von unseren Mitmenschen gemein sein, und dann damit argumentieren, dass wir ja trotzdem einen „Gewinn“ generiert haben. Oder anders gesagt: Man kann sich keinen Ablasshandel betreiben, indem wir zwar Gutes tun, aber nur um das Recht zu erkaufen, Schlechtes zu tun.

Ist die Aggregation überhaupt sinnvoll?

Wenn es einen alten Mann mit langem Bart am Eingangstor des Himmels gibt, mit dem man das Assesment-Gespräch „Himmel oder Hölle“ führt, dann wird dieser eine lange Liste vor sich haben und wird sich jede Situation unseres Lebens vornehmen, wo wir eine Wahl gehabt haben, wie wir sie lösen. Und wir werden uns dann verteidigen können. Milde gibt es, wenn man im Affekt oder aus Unwissen gewisse Situationen schlecht gelöst hat. Schwerer wird wiegen, wenn wir sie aus niederträchtigen Motiven oder dem Gefühl „ich hab ja auch ein paar Joker zugute“ gehandelt haben.

Was ist die Lösung?

Einerseits dürfen wir nicht zu streng mit uns selber sein. Solange wir über unsere Fehlerhaftigkeit wissen und trotzdem versuchen, jeden Tag eine bessere Version zu werden, ist das eine gesunde Basis. Und doch sollten wir versuchen, in jeder Situation das Beste zu tun. Indem wir auf unseren Bauch vertrauen und auf Menschen setzen. Das Glücksgefühl beginnt damit, dass wir in uns selber investieren und die Menschen unterstützen, einen Schritt weiterzukommen. Wir lassen Milde gegen uns selber, aber auch gegen unsere Mitmenschen walten. Wir akzeptieren andere Meinungen und nicht nur die eigenen. Wir hören zu. Aus Neugier – nicht um selber etwas darauf antworten zu können.

Was wichtig ist

Natürlich besteht das Leben aus einer Aneinanderreihung von vielen Momenten. Die wichtigsten Sachen im Leben sind nicht sofort messbar. Unsere Werte sind eher wie ein Kompass, es ist wie ein Leitstern am Horizont, der uns langfristig den richtigen Weg weist. Bauen wir an Beziehungen, dann sind das unendlich viele kleine, an sich nicht messbare Einheiten, die zu einem Resultat führen. Es ist wie mit dem Zähneputzen: Wenn man es einmal vergisst, ist das kein Problem. Nach einem Jahr ohne Zähneputzen jedoch wird das Resultat katastrophal sein. Wir sollten also versuchen, jeden Tag eine bessere Version von uns selber zu werden, locker bleiben und doch in jeder Situation das Richtige zu tun und für die Menschen – und für die Menschheit zu entscheiden. So entsteht ein Werk das vorbildlich ist und man wir dabei sogar glücklich!

Über das Meer

Als ich letzthin in der Ägäis gesegelt bin, ist mir ein grosse Parallele aufgefallen. Zum Ertrinken braucht es einen Suppenlöffel Wasser und wir sind umgeben von vielen Kubikkilometern Wasser. Und auch das Boot schwimmt, weil es innen trocken ist – egal wie viel Wasser es umgibt. Beim Schlechten ist es wie beim Wasser: Solange ich kein Wasser, nichts schlechtes, in mich und mein Schiff hineinlasse, lebe ich weiter und das Schiff schwimmt. Egal, wie gross die Menge ist, die uns umgibt!

Glück und Spass

Der feine Unterschied

Viele Menschen sind täglich auf der Suche nach Spass und Zerstreuung. Eigentlich suchen sie – innerlich etwas leer und in einem Vakuum – das Glück. Sie glauben, sie finden es im Spass und in der Unterhaltung. Aber weit gefehlt. Spass ist das, was wir kurzfristig als Freude empfinden. Es hat jedoch nur sehr wenig mit dem Glück als grundsätzliche innere Zufriedenheit zu tun.

Glück

Glück ist das Resultat, wenn man die Dinge so nimmt, wie sie sind. Wer also ein glückliches Leben führt, wer „ja“ zum Leben sagt, der nimmt das Leben, und all das was passiert, so, wie es ist. Im Bewusstsein, dass man fast nichts kontrollieren kann, ausser die eigenen Gedanken, Gefühle und Einstellungen, müssen wir uns keine Sorgen und keinen Groll machen. Stau auf der Autobahn, ein ruppiger Mitmensch, regnerisches Wetter: Das alles hat alles keinen Einfluss auf uns, denn es hat nichts mit uns zu tun. Sondern mit dem, was wir dem Ganzen beimessen! Glück ist also kein Ziel, denn man kann dort nie ankommen. Glück ist ein (Lebens-)Weg und eine Einstellungssache!

Monotonie

Wir leben in einer Welt, wo Multi-Tasking-Fähigkeit gefragt ist. Wir „zerschneiden“ unseren Tag und unendlich viele kleine Einheiten und haben doch das Gefühl, damit nichts zu erreichen. Schnell noch die Mails checken, kurz die News durchschauen, ein Blick auf die sozialen Medien – so ist doch die Busfahrt „effizient“ ausgenützt worden. Mitnichten. Die Menschen gehen dabei langfristig kaputt, denn wir bekommen das Gefühl einer ständigen Anspannung und sind nicht mehr fähig, abzuschalten.Wenn man mit dem Segelschiff aufs weite Meer hinaus fährt, dann kann man sich entspannen und „werden“. Die Monotonie – rundherum nur Wasser und man kann nichts anderes tun – hilft einem sehr, sich um sein Innenleben zu kümmern. Es hilft einem, zu erkennen. Wie wenn man auf einen ruhigen See schaut und je nach Blickwinkel entweder den Himmel, oder aber den Seeboden sieht. Wenn man Qi-Gong macht, und sich stundenlang nur ein paar (scheinbar) einfachen und simplen Übungen widmet, dann entsteht ein „Flow“ und wir können die Batterien durch die Ruhe und Monotonie betanken. Oder man lauscht den byzantinischen Gesängen in der orthodoxen Kirche. Auch hier kommt man – zur Untätigkeit „gezwungen“ – in ein Hochgefühl, wenn man sich hinein gibt und sich tragen lässt.

Über den Rummel in der Adventszeit

Die Adventszeit ist für viele geprägt von Stress und Hektik. Das muss nicht sein. In der Natur hat der Winter die Funktion, die Energie in die Wurzeln zurückkehren zu lassen, das Überflüssige absterben zu lassen um dann im Frühling von innen nach aussen sich wieder erneuern und wachsen zu können. Wir brauchen also viel Schlaf und Ruhe, um die Kräfte wieder sammeln zu können und unser Inneres zu stärken. Der Rummel jedoch, der sich sehr um Äusserlichkeiten dreht, treibt uns in die falsche Richtung. Wenn wir lernen abzuschalten, und uns um uns selber zu kümmern, dann ist ein grosser Schritt getan.

Glück: Der Weg ist das Ziel!

Um den Glückszustand zu erreichen, können wir in einem ersten Schritt die Augen schliessen, atmen, und froh sein, dass wir heute überhaupt am Leben sind. Danach fragen wir uns, wofür wir dankbar sind. In einem dritten Schritt sagen wir innerlich „ja“ zum Leben und nehmen den Tag so, wie er kommt. Wir versuchen, uns auf weniges zu konzentrieren, gönnen uns eine Extra-Portion Schlaf, unserem Geist Entspannung durch Single-Tasking, und sind einfach glücklich. Beim Glück gilt: Der Weg ist das Ziel!

Das Geheimnis meines Erfolgs

Definition des Erfolgs

In der Kindheit haben wir vielleicht etwas erfahren, das von grösstem Glück ist: Die bedingungslose Liebe. Wir wurden geliebt, weil wir sind. Später hat das geändert. Unsere Lehrer liebten uns nur noch, wenn wir „lieferten“. Schlechte Noten versagten uns die Liebe der Lehrer – und in der heutigen Zeit der Leistungsgesellschaft auch zunehmend die Liebe der Eltern. „Leiste was – so kannste was – so wirste was.“ Erfolg ist also geprägt von Zielen, die von Zeit, Ort und Umfang definiert sind, und abgearbeitet werden müssen. Erfolgreich sind wir, wenn wir diese Meilensteine erreichen. Und da das wichtigste Gefühl des Menschen das Zusammengehörigkeitsgefühl ist, ist Liebesentzug auch die grösste Strafe. Wurde man früher von der Sippe ausgestossen, war man zum Tod verurteilt.

Definition des Glücks und die Suche nach diesem

Wenn ich die Menschen nach der Suche zu ihrem Glück beobachte, dann ähnelt es oft der Suche nach dem berühmten Osternest, das versteckt wurde. Man sucht hier, da, und dort. Aber man findet immer etwas anderes als „Glück“. Und man ist nie sicher, ob es nicht hinter der Ecke lauert – also sucht man weiter. Und so sehe ich bei vielen Menschen den NETFLIX-Effekt: Man weiss nicht, was man schauen will, und dann schaut man sich dreissig Vorschauen von verschiedenen Filmen an. Am Schluss hat man eine Stunde gesucht und stellt frustriert ab, da man die Lust verloren hat. Man läuft mental durch einem langen Gang mit verschiedenen Türen, geht aber durch keine hindurch, weil man eine andere verpassen könnte. Garantiert eine Anleitung zum unglücklich werden! Ich denke: Sucher suchen, Finder finden! Die Asiaten sagen: „there is no way to happiness because happiness is the way“! Die Griechischen Stoiker sagen: Die Welt da draussen hat nichts mit Dir zu tun, weil Du sie nicht kontrollieren kannst. Warum sich also Sorgen machen? Ist etwa Glück nicht etwas was man durch Arbeit erreichen kann – sondern vielleicht schon in uns drin? Nicht alles was messbar ist, zählt. Nicht alles was zählt, ist messbar. Das Glück ist in uns drin, wir müssen es nur akzeptieren. Wie gut ist das Glücks-Gefühl eines Vaters, zwei Kinderärmchen um den eigenen Hals zu spüren, wenn man es mit dem 6*-Hotel in Dubai vergleicht? Und warum zur Hölle eifern alle diesem Hotel nach, wenn doch andere Sachen im Leben zählen. Wollen wir nach der Pension mit klapprigem Gebiss irgendwo bei einem Apéro stehen und uns selber sagen: „jetzt haben wir’s geschafft“?

Erfolg 2.0

Wenn unser Leben in Kapitel eingeteilt wird, die wir benennen können, wie lautet denn der Titel des Buchs unseres Lebens? Was ist der Leit-Stern in unserem Leben? Was macht uns glücklich? Ich kenne mehrere Geschichten, wo die Menschen einen Gipfel erreicht haben und es ist wie wenn man am Nordpol angekommen ist – wohin man überall geht, es geht nach Süden. Als Michael Schumacher seinen 41. Titel gewonnen hatte, und er an der Pressekonferenz in Monza vom Reporter gefragt wurde, was er sich weiter erhoffe, ist er in Heulkrämpfen ausgebrochen. Er wusste: Er hatte alles erreicht, jetzt konnte es nur abwärts gehen. Wissen erfolgreiche Menschen (noch), wie eine Blume riecht? Kennen sie das Gefühl des Wassers, das sich um den Kiel bewegt? Kennen Sie den Weg des Vertrauens den Wert einer Freundschaft? Macht sucht, wer sich machtlos fühlt. Wem man die Schuld gibt, gibt man die Macht.

Lernen und Lehren

Michelangelo hatte einen sehr guten Weg, wie er mit seiner Kunst umging. Er glaubte, dass die schöne Figur, die er herstellen wollte, bereits im Marmorblock vorhanden war, den er vor sich hatte. Es geht also nur darum, die überflüssigen Teile wegzuschlagen – Schritt für Schritt, Schlag für Schlag. Würden wir auch unsere Kinder und unsere Mitmenschen so behandeln: Beide haben unsere Liebe verdient. Man macht etwas nur aus Liebe oder aus Angst. Ich bevorzuge Liebe. Und wenn wir lehren, dann sollten wir versuchen, die überflüssigen Teile zu entfernen und dabei schönes entstehen zu lassen. Noch präziser: Wir sollten die Kinder und Menschen liebevoll ermutigen, das selber zu tun, denn wir haben kein Recht dazu, die Integrität unsere Mitmenschen zu gefährden. Die Liebe ist Bedingungslos. Erziehung, so denkt man, erhält in der Kombination folgende Worte: Du musst, du sollst, es ist verboten, Ernst des Lebens. Ich bevorzuge Sätze wie: „Komm, wir versuchen das“, oder „wie wäre es wenn“, oder „wie würdest Du es lösen“? Ich versuche, die Menschen den Meissel und den Hammer selber ansetzen zu lassen und akzeptiere, dass sie selber entscheiden, was sie aus sich machen wollen!

Glücksdefinition

Glückliche Menschen nehmen das Leben so an, wie es ist. Punkt. Nicht mehr! Unglückliche Menschen beklagen immer das Delta zwischen dem was ist mit dem was sein müsste. Garantierte Anleitung zum unglücklich werden! Wenn wir also lernen, das Leben und alle Situationen so anzunehmen, wie sie sind, dann werden wir tiefen-entspannt und nichts mehr kann uns aus der Ruhe bringen. Wenn wir jeden Tag wieder versuchen, mit dem Hammer und Meissel an uns zu arbeiten, um jeden Tag eine bessere Version von sich selber zu werden, dann steht dem Glück nichts mehr im Wege. Wir lernen, im Moment zu leben, und was wir tun, mit Achtsamkeit zu tun. Wir sagen ja zum Leben, das immer anders verläuft, als wir uns vorstellen. Doch wenn sich eine Türe schliesst, öffnen sich zwei neue. Und dahinter verbirgt sich vielleicht noch schöneres!

Unsere Kinder als Zen-Meister

Kinder können im Moment leben und unendlich glücklich – oder unglücklich – sein. Sie sind eine Art Zen-Meister, denn sie können ohne Sorgen um das Morgen im Moment leben. Ich hatte letzten Sommer eine grosse Erkenntnis, als ich mit meinem Sohn einen Nachmittag lang eine Sandburg an einem Strand in Kreta baute. Wir fingen also an, bauten sie immer grösser und stabiler, sie trotzte den Fluten und Wellen. Am Abend gingen wir zurück ins Hotel und was machte der Junge? Er zerstörte die Burg! Ich traute meinen Augen nicht – das darf nicht wahr sein. Doch was sollte er tun? Die Burg verwalten? Warum hatten wir die Burg gebaut? Darum! Die beste Antwort auf der Welt. Wir hatten sie gebaut, weil wir Lust dazu hatten. Und um die Beziehung zu stärken. Es ging ums gemeinsame Bauen – nicht ums Produkt. Kinder als Zen-Meister: Der Weg ist das Ziel!

Das Geheimnis meines Erfolgs

Ich möchte in meinem Leben nichts erreichen, was allgemein mit Erfolg – dem am positivsten konnotierten Wort der Deutschen Sprache – im herkömmlichen Sinn zu tun hat. Ich möchte mit Lockerheit durchs Leben gehen, viele Sachen versuchen und Dinge tun, die mir und vor allem meinen Mitmenschen Freude machen. Ich betrachte das Leben als Buffet, wo ich mir genau das holen kann, was mir Freude macht. Ich lebe im Moment und mache das Beste aus dem, was das Leben für mich bereit hält. Ärgere mich nicht oder nur kurz. Akzeptiere alles – wer ja zum Leben sagt, sagt ja zu allem, was passiert. Man muss keine Freude an Staus oder unfreundlichen Menschen haben. Man muss nur lernen, das als Teil des Lebens zu akzeptieren und vielleicht bessere Wege zu suchen. Es geht nicht um YOLO – es geht um den optimalen Einsatz der Kräfte und dem (miteinander) gedeihen – den beiden Grundprinzipien des Judo. Und da haben Wut, Neid, Missgunst und alle anderen Kollegen sich nur als Energie-Räuber erwiesen. Wenn man Meister in einer Disziplin ist, dann sucht man sich eine neue Disziplin. Fehler sind ein Teil des Lernprozesses.

Und so gehe ich erfolgreich und mit erhobenem Haupt und wehender Fahne, gleichzeitig voller Neugier, Dankbarkeit und Freude durchs Leben – immer wissend um meine Sterblichkeit und mit dem Bewsusstsein, dass ich zwar die Welt nicht verbessern kann – aber die paar Quadratmeter um sich herum schon!

Als Segler habe ich das Gefühl, ich sei angekommen, wenn ich beim Schiff bin. Denn die Reise mit allen Abenteuern ergeben die Freude und das Glück. Ginge es nur um Zielerreichung, dann würde ich das Schiff im Hafen lassen. Dann nämlich wäre das Ziel schon risikolos und effizient erreicht. Versuchen wir es mit Liebe, Ruhe und Gelassenheit. Dann werden wir unbesiegbar.