Du brauchst keinen Lehrer, der Dich beeinflusst. Du brauchst einen Lehrer, der Dich lehrt, Dich nicht mehr beeinflussen zu lassen!

Das schöne Zitat kommt von Dalai Lama. Doch was ist der Kern der Aussage? Lehrer sind doch dazu da, Dich zu beeinflussen, oder?

Wir müssen hier etwas in die Tiefe gehen. Natürlich ist ein Lehrer da, um dem Schüler etwas beizubringen. Doch kann man hier man vielleicht einen Vergleich mit einer Tasse Tee wagen: Damit man eine solche geniessen kann, braucht es eine Tasse und – logischerweise – einen Tee. Doch es nützt nichts, guten Tee oder die „Essenz“ zu brauen, und dabei das Gefäss, die Tasse, die Form nicht zu haben. Man würde sich den Tee auf die Hand leeren, sich verbrennen und der Tee wäre weg. Genau so unklug wäre es, nur am Gefäss zu arbeiten, und dabei zu vergessen, dass es die Funktion eines Tee-Gefässes hat, und nichts (gescheites) hineinzufüllen.

So kann der Spruch dahin interpretiert werden, dass der gute Lehrer mit Dir nicht nur das Gefäss arbeitet, die hohle Form, sondern auch Dich dazu bringt, einen eigenen, guten Tee zu brauen und ihn einzufüllen und ihn zu geniessen.

Man kann soweit gehen, und diesen Spruch auch für die Erziehung, den Umgang mit Kindern, zu gebrauchen: Kinder sind keine Soldaten oder Diener, die ein Leben unreflektiert das machen sollen, was man befiehlt. Je älter sie werden, desto mehr muss man sie Selbstbewusstsein lehren. Und wie macht man das? Indem man sie dazu bringt, sich eine eigene Meinung zu bilden und sie auch zu verteidigen – weniger beeinflussbar zu sein. Viele Erwachsene sind unsicher und stark beeinflussbar. Starke Persönlichkeiten sind reflektiert und nur wenig beeinflussbar. So muss man also den Kindern die Chance lassen, eine andere Meinung zu haben als die eigene – was durchaus mühsam sein kann!

Zurück zum Leben: Wenn wir mit Menschen zusammentreffen, die einem stärken, dann stellen wir fest: Sie skizzieren sie einem keine Lösung vor. Sie fragen, sind neugierig und geben uns die Energie, die Lösung oder den Umgang mit einem Problem selber zu entwickeln. Sie helfen uns, ein Gefäss mit gutem Tee zu füllen. Nicht nur Tipps für die Form zu geben, die dann leer bleibt, und zu viel Stress und Frust führen kann.

So ist die Lösung im Umgang mit uns selber und mit anderen: Stets kritisch und neugierig sein, sich nicht beeinflussen und blenden lassen. Dies indem wir den anderen die Chance zu geben, zu werden – und nicht bloss zu sein!