Respekt und Wertschätzung

Diese beiden Dinge sind die Basis unseres Daseins und des Zusammenlebens. Respekt und Wertschätzung beginnen bei sich selbst. Akzeptiere ich mich, so wie ich bin? Kenne ich meine Stärken und meine Schwächen? Habe ich ein unverzerrtes Bild von mir, das der Wirklichkeit entspricht? Wenn ich diese Dinge kann, dann spricht man von Respekt. Wenn ich dann noch einen Schuss Wertschätzung in das ganze hineinbringe – also mit Respekt als Basis und einer positiven Haltung dazu – dann ist die Basis ziemlich gut ausgebaut.

Wenn ich diese beiden Dinge an mir selber anwende, dann kann ich die zweite Stufe erreichen: Das Anwenden in meinem Umfeld. Wenn ich einen respektvollen und wertschätzenden Umgang mit den anderen führe, dann habe ich die Welt ein gutes Stück besser gemacht.

Viele Konflikte und Krisen beginnen damit, dass man den anderen weder respektiert noch ihm Wertschätzung entgegenbringt. Wie kann man Frieden haben, wenn man sein Gegenüber nicht respektiert – mit all seinen Stärken und Schwächen? Wie kann man Frieden haben, wenn man seine Werte nicht schätzt?

Vielleicht kann man Frieden auch durch totale Ignoranz und Desinteresse erreichen. In welcher Welt würden wir leben? Wir wären anonym und austauschbar, unterscheiden uns nur noch durch Name und Passnummer. Wir wären Dinge, oder eine art Roboter, die einen Auftrag zu erledigen haben. Wir wären Food-To-Shit-Converter.

Unsere moderne Arbeitswelt entwickelt sich in diese Richtung: Wir brauchen Ziele, an denen wir arbeiten können. Wir sind austauschbar, unterscheiden uns nur noch durch Name, Rang, Funktion und Personalnummer. Wir haben auch keine Tätigkeit mehr, wir haben einen Beruf (kommt von Berufung, was fast etwas Göttliches an sich hat). Wir müssen einander nicht mehr respektieren, wir müssen kompetitiv sein; einander anstacheln, überholen, ausstechen und mit den Ellbogen durchs Leben gehen. Wir müssen mechanisch an unseren wenigen Zielen arbeiten – anderen Sachen geben wir keinen Fokus mehr. Unsere Mitarbeiter sind Störfaktoren oder Maschinen, je nach dem. Die einzige Wertschätzung und dessen Grad ist das Salär.

Hier gibt es dann auch einen Gedanken zur Motivation. Es gibt sehr viele Motivationstrainer, die uns Motivationstechniken beibringen. Sie könen einen überzeugen und mitreissen. Sie können uns die besten einfachen Regeln beibringen, wie wir das Leben meistern können, ohne dass wir je wieder Probleme haben. Irgendwie aber klappt das nicht – darum haben eben genau diese Motivatoren so viel Zulauf. Denn wie wenn man ein Haus auf Sand baut – die Motivation ist der Baustoff – so können wir immer wieder daran korrigieren und herumschrauben. Jedoch bleibt alles schwimmend und instabil, weil etwas fehlt.

Die Lösung des Geheimnisses ist eine gute und stabile Basis, ein Fundament, bestehend aus Respekt und Wertschätzung.

In einer Welt aus diesem Fundament ist Motivation kein so wichtiger Teil mehr, da die Basis stimmt. Nicht dass es sie gar nicht mehr braucht, nein, sie ist aber nicht mehr die Basis, sondern eben der Baustoff, den man auf ein gutes Fundament legen kann.

In einer Arbeitswelt, die von Respekt und Wertschätzung geprägt ist, braucht es nur noch grobe Ziele. Man gibt den Leuten das Gefühl – und das ist Motivation – das sie an etwas grossem und sinnvollen arbeiten. In dieser Welt braucht es auch keinen Neid und Missgunst mehr, denn ein guter Chef stellt seine Leute in der richtigen Funktion auf, und gibt jedem diesen Job, wo seine Stärken am besten auf die Erfordernisse im Job passen.

In dieser Welt gibt es keine guten und schlechten Mitarbeiter, es gibt einfach Menschen mit Stärken und Schwächen, die am richtigen Ort eingesetzt werden müssen. Die Menschen muss man nicht extrem motivieren, man muss sie respektieren und wertschätzen. Man muss etwas vorleben, sie dazu zu bringen, wieder zu Forschen und die Welt wie ein kleines Kind anzuschauen und die Faszination wieder zu erlangen, die durch die moderne Welt verloren gegangen sind.

Und hier kann man als Unternehmen viel Geld sparen! In dieser Welt gäbe es nur wenig Fluktuation, weniger Burn-Outs, weniger Reklamationen. Die Kunden wären zufriedener – denn meist spielt auch hier das Zwischenmenschliche eine grosse Rolle. Wie werde ich behandelt, wie begegnet mir diese Firma?

Und so kommen wir auf den Gedanken, was wir eigentlich für einen Job suchen müssen. Es fängt an mit Respekt – ich weiss, was ich kann und was ich nicht kann – geht weiter mit Wertschätzung – ich liebe meine Stärken und meine Schwächen und kann mich weiter entwickeln. Dann suche ich mir einen Job, der auf mein Profil zugeschnitten ist, und versuche, diesen möglichst gut zu machen. Es wird mir auch besser gelingen, wenn er mir gut liegt. Burn-Outs, Depressionen und so weiter würden zurückgehen.

Und so schliesst sich der Kreis mit der Erkenntnis, dass die Basis das Wichtigste ist. Ohne gute Basis wird man kein Haus darauf bauen. Respekt und Wertschätzung kann man nicht spielen, man kann sie lernen und leben. Begegnen wir den Menschen mit Respekt, dann werden diese einen als fairen Partner akzeptieren und auch eigene Fehler verzeihen. Und wir schaffen uns damit eine Basis für eine bessere Welt – angefangen bei diesen paar Quadratmetern, die um uns herum sind.

Versuchen wir es – es ist es wert!

Die Karten werden neu gemischt!

Viele Menschen verketten alle Ereignisse in ihrem Leben zu einem Strahl, der sinnvoll scheint. So sind sie nur bereit, neue Tatsachen zuzulassen, die mit der Vergangenheit harmonieren. Man könnte sogar sagen, dass die Vergangenheit ihre Zukunft bestimmt!

Und so kommt es, dass man den Kopf nicht freibekommt für die Chancen, die man packen kann. Was ist des Rätsels Lösung?

Loslassen uns sich bewusst werden, dass die Karten immer wieder neu gemischt werden!

Bei einem Segeltörn in Griechenland sind wir ein Anlege-Manöver gefahren: Bei den ersten beiden Malen funktionierte der Anker nicht richtig, dann griff er nicht richtig am Boden, am Schluss haben wir noch den Anker des Nachbars aufgegriffen. Begleitet wurden wir von lauten Rufen vom Land, einem durchdrehenden Schiffsnachbar, der nebst Regieanweisungen auch mit Fluchwörtern und Bezeichnungen für meine Person aus dem dunklen Reich nicht sparte. Schlussendlich haben wir im Vorhafen geankert. Alles pickfein, keine Unfälle, das Schiff heil.

Das Rezept? „Keep Calm and Sail“! Wir haben in grosser Ruhe versucht, das Manöver richtig zu fahren. Dass der Anker nicht greift, nicht richtig ausrauscht oder wir den Anker des Nachbars aufgriffen muss gedanklich immer wieder abgegrenzt und un-emotionalisiert werden. Das erste Manöver hat nichts mit dem zweiten zu tun und so darf man nicht nervöser werden sondern die Gelegenheit am Schopf packen, etwas zu lernen.

Auch haben wir uns gefragt, was die emotionalen Ausbrüche des Nachbars brachten. Er soll doch fluchen – wenn er damit das Schiff stabilisieren kann und machen kann, dass der Anker am Boden „beisst“. Ansonsten hat er nur unserer Kommunikation geschadet und sich selber – denn er schäumte vor Wut und wir fürchteten uns vor dem Versagen seines Herzens.

Der nervöse Schiffsnachbar versuchte meine Crew abzulenken und einzugreifen – doch sie reagierte entweder nicht, oder sie sagte, dass der Skipper das Manöver durchführt. Welch wunderbares Gefühl einer zusammengeschweissten Mannschaft. Ich konnte mich um das Manöver kümmern, die Mannschaft gab mir relevante Infos und schnappte weder ein noch wurde sie nervös. Das Rezept: Keep Calm und eben sei Dir bewusst, dass die Karten immer wieder neu gemischt werden!

So versuche ich, am Morgen aufzustehen und neue Wege zu gehen, neue Menschen kennenzulernen, und die die ich kenne, auf eine andere Art zu sehen und zu schätzen. Und sich bewusst werden, dass das Leben nicht vorgespurt ist, sondern ich die Möglichkeit habe, jeden Tag wieder etwas anders zu machen und „einzugreifen“… denn wie gesagt: Die Karten werden immer wieder neu gemischt! Und das heisst, dass ich jederzeit wieder vier Asse nacheinander haben kann!