Glück und Spass

Der feine Unterschied

Viele Menschen sind täglich auf der Suche nach Spass und Zerstreuung. Eigentlich suchen sie – innerlich etwas leer und in einem Vakuum – das Glück. Sie glauben, sie finden es im Spass und in der Unterhaltung. Aber weit gefehlt. Spass ist das, was wir kurzfristig als Freude empfinden. Es hat jedoch nur sehr wenig mit dem Glück als grundsätzliche innere Zufriedenheit zu tun.

Glück

Glück ist das Resultat, wenn man die Dinge so nimmt, wie sie sind. Wer also ein glückliches Leben führt, wer „ja“ zum Leben sagt, der nimmt das Leben, und all das was passiert, so, wie es ist. Im Bewusstsein, dass man fast nichts kontrollieren kann, ausser die eigenen Gedanken, Gefühle und Einstellungen, müssen wir uns keine Sorgen und keinen Groll machen. Stau auf der Autobahn, ein ruppiger Mitmensch, regnerisches Wetter: Das alles hat alles keinen Einfluss auf uns, denn es hat nichts mit uns zu tun. Sondern mit dem, was wir dem Ganzen beimessen! Glück ist also kein Ziel, denn man kann dort nie ankommen. Glück ist ein (Lebens-)Weg und eine Einstellungssache!

Monotonie

Wir leben in einer Welt, wo Multi-Tasking-Fähigkeit gefragt ist. Wir „zerschneiden“ unseren Tag und unendlich viele kleine Einheiten und haben doch das Gefühl, damit nichts zu erreichen. Schnell noch die Mails checken, kurz die News durchschauen, ein Blick auf die sozialen Medien – so ist doch die Busfahrt „effizient“ ausgenützt worden. Mitnichten. Die Menschen gehen dabei langfristig kaputt, denn wir bekommen das Gefühl einer ständigen Anspannung und sind nicht mehr fähig, abzuschalten.Wenn man mit dem Segelschiff aufs weite Meer hinaus fährt, dann kann man sich entspannen und „werden“. Die Monotonie – rundherum nur Wasser und man kann nichts anderes tun – hilft einem sehr, sich um sein Innenleben zu kümmern. Es hilft einem, zu erkennen. Wie wenn man auf einen ruhigen See schaut und je nach Blickwinkel entweder den Himmel, oder aber den Seeboden sieht. Wenn man Qi-Gong macht, und sich stundenlang nur ein paar (scheinbar) einfachen und simplen Übungen widmet, dann entsteht ein „Flow“ und wir können die Batterien durch die Ruhe und Monotonie betanken. Oder man lauscht den byzantinischen Gesängen in der orthodoxen Kirche. Auch hier kommt man – zur Untätigkeit „gezwungen“ – in ein Hochgefühl, wenn man sich hinein gibt und sich tragen lässt.

Über den Rummel in der Adventszeit

Die Adventszeit ist für viele geprägt von Stress und Hektik. Das muss nicht sein. In der Natur hat der Winter die Funktion, die Energie in die Wurzeln zurückkehren zu lassen, das Überflüssige absterben zu lassen um dann im Frühling von innen nach aussen sich wieder erneuern und wachsen zu können. Wir brauchen also viel Schlaf und Ruhe, um die Kräfte wieder sammeln zu können und unser Inneres zu stärken. Der Rummel jedoch, der sich sehr um Äusserlichkeiten dreht, treibt uns in die falsche Richtung. Wenn wir lernen abzuschalten, und uns um uns selber zu kümmern, dann ist ein grosser Schritt getan.

Glück: Der Weg ist das Ziel!

Um den Glückszustand zu erreichen, können wir in einem ersten Schritt die Augen schliessen, atmen, und froh sein, dass wir heute überhaupt am Leben sind. Danach fragen wir uns, wofür wir dankbar sind. In einem dritten Schritt sagen wir innerlich „ja“ zum Leben und nehmen den Tag so, wie er kommt. Wir versuchen, uns auf weniges zu konzentrieren, gönnen uns eine Extra-Portion Schlaf, unserem Geist Entspannung durch Single-Tasking, und sind einfach glücklich. Beim Glück gilt: Der Weg ist das Ziel!

Das Geheimnis meines Erfolgs

Definition des Erfolgs

In der Kindheit haben wir vielleicht etwas erfahren, das von grösstem Glück ist: Die bedingungslose Liebe. Wir wurden geliebt, weil wir sind. Später hat das geändert. Unsere Lehrer liebten uns nur noch, wenn wir „lieferten“. Schlechte Noten versagten uns die Liebe der Lehrer – und in der heutigen Zeit der Leistungsgesellschaft auch zunehmend die Liebe der Eltern. „Leiste was – so kannste was – so wirste was.“ Erfolg ist also geprägt von Zielen, die von Zeit, Ort und Umfang definiert sind, und abgearbeitet werden müssen. Erfolgreich sind wir, wenn wir diese Meilensteine erreichen. Und da das wichtigste Gefühl des Menschen das Zusammengehörigkeitsgefühl ist, ist Liebesentzug auch die grösste Strafe. Wurde man früher von der Sippe ausgestossen, war man zum Tod verurteilt.

Definition des Glücks und die Suche nach diesem

Wenn ich die Menschen nach der Suche zu ihrem Glück beobachte, dann ähnelt es oft der Suche nach dem berühmten Osternest, das versteckt wurde. Man sucht hier, da, und dort. Aber man findet immer etwas anderes als „Glück“. Und man ist nie sicher, ob es nicht hinter der Ecke lauert – also sucht man weiter. Und so sehe ich bei vielen Menschen den NETFLIX-Effekt: Man weiss nicht, was man schauen will, und dann schaut man sich dreissig Vorschauen von verschiedenen Filmen an. Am Schluss hat man eine Stunde gesucht und stellt frustriert ab, da man die Lust verloren hat. Man läuft mental durch einem langen Gang mit verschiedenen Türen, geht aber durch keine hindurch, weil man eine andere verpassen könnte. Garantiert eine Anleitung zum unglücklich werden! Ich denke: Sucher suchen, Finder finden! Die Asiaten sagen: „there is no way to happiness because happiness is the way“! Die Griechischen Stoiker sagen: Die Welt da draussen hat nichts mit Dir zu tun, weil Du sie nicht kontrollieren kannst. Warum sich also Sorgen machen? Ist etwa Glück nicht etwas was man durch Arbeit erreichen kann – sondern vielleicht schon in uns drin? Nicht alles was messbar ist, zählt. Nicht alles was zählt, ist messbar. Das Glück ist in uns drin, wir müssen es nur akzeptieren. Wie gut ist das Glücks-Gefühl eines Vaters, zwei Kinderärmchen um den eigenen Hals zu spüren, wenn man es mit dem 6*-Hotel in Dubai vergleicht? Und warum zur Hölle eifern alle diesem Hotel nach, wenn doch andere Sachen im Leben zählen. Wollen wir nach der Pension mit klapprigem Gebiss irgendwo bei einem Apéro stehen und uns selber sagen: „jetzt haben wir’s geschafft“?

Erfolg 2.0

Wenn unser Leben in Kapitel eingeteilt wird, die wir benennen können, wie lautet denn der Titel des Buchs unseres Lebens? Was ist der Leit-Stern in unserem Leben? Was macht uns glücklich? Ich kenne mehrere Geschichten, wo die Menschen einen Gipfel erreicht haben und es ist wie wenn man am Nordpol angekommen ist – wohin man überall geht, es geht nach Süden. Als Michael Schumacher seinen 41. Titel gewonnen hatte, und er an der Pressekonferenz in Monza vom Reporter gefragt wurde, was er sich weiter erhoffe, ist er in Heulkrämpfen ausgebrochen. Er wusste: Er hatte alles erreicht, jetzt konnte es nur abwärts gehen. Wissen erfolgreiche Menschen (noch), wie eine Blume riecht? Kennen sie das Gefühl des Wassers, das sich um den Kiel bewegt? Kennen Sie den Weg des Vertrauens den Wert einer Freundschaft? Macht sucht, wer sich machtlos fühlt. Wem man die Schuld gibt, gibt man die Macht.

Lernen und Lehren

Michelangelo hatte einen sehr guten Weg, wie er mit seiner Kunst umging. Er glaubte, dass die schöne Figur, die er herstellen wollte, bereits im Marmorblock vorhanden war, den er vor sich hatte. Es geht also nur darum, die überflüssigen Teile wegzuschlagen – Schritt für Schritt, Schlag für Schlag. Würden wir auch unsere Kinder und unsere Mitmenschen so behandeln: Beide haben unsere Liebe verdient. Man macht etwas nur aus Liebe oder aus Angst. Ich bevorzuge Liebe. Und wenn wir lehren, dann sollten wir versuchen, die überflüssigen Teile zu entfernen und dabei schönes entstehen zu lassen. Noch präziser: Wir sollten die Kinder und Menschen liebevoll ermutigen, das selber zu tun, denn wir haben kein Recht dazu, die Integrität unsere Mitmenschen zu gefährden. Die Liebe ist Bedingungslos. Erziehung, so denkt man, erhält in der Kombination folgende Worte: Du musst, du sollst, es ist verboten, Ernst des Lebens. Ich bevorzuge Sätze wie: „Komm, wir versuchen das“, oder „wie wäre es wenn“, oder „wie würdest Du es lösen“? Ich versuche, die Menschen den Meissel und den Hammer selber ansetzen zu lassen und akzeptiere, dass sie selber entscheiden, was sie aus sich machen wollen!

Glücksdefinition

Glückliche Menschen nehmen das Leben so an, wie es ist. Punkt. Nicht mehr! Unglückliche Menschen beklagen immer das Delta zwischen dem was ist mit dem was sein müsste. Garantierte Anleitung zum unglücklich werden! Wenn wir also lernen, das Leben und alle Situationen so anzunehmen, wie sie sind, dann werden wir tiefen-entspannt und nichts mehr kann uns aus der Ruhe bringen. Wenn wir jeden Tag wieder versuchen, mit dem Hammer und Meissel an uns zu arbeiten, um jeden Tag eine bessere Version von sich selber zu werden, dann steht dem Glück nichts mehr im Wege. Wir lernen, im Moment zu leben, und was wir tun, mit Achtsamkeit zu tun. Wir sagen ja zum Leben, das immer anders verläuft, als wir uns vorstellen. Doch wenn sich eine Türe schliesst, öffnen sich zwei neue. Und dahinter verbirgt sich vielleicht noch schöneres!

Unsere Kinder als Zen-Meister

Kinder können im Moment leben und unendlich glücklich – oder unglücklich – sein. Sie sind eine Art Zen-Meister, denn sie können ohne Sorgen um das Morgen im Moment leben. Ich hatte letzten Sommer eine grosse Erkenntnis, als ich mit meinem Sohn einen Nachmittag lang eine Sandburg an einem Strand in Kreta baute. Wir fingen also an, bauten sie immer grösser und stabiler, sie trotzte den Fluten und Wellen. Am Abend gingen wir zurück ins Hotel und was machte der Junge? Er zerstörte die Burg! Ich traute meinen Augen nicht – das darf nicht wahr sein. Doch was sollte er tun? Die Burg verwalten? Warum hatten wir die Burg gebaut? Darum! Die beste Antwort auf der Welt. Wir hatten sie gebaut, weil wir Lust dazu hatten. Und um die Beziehung zu stärken. Es ging ums gemeinsame Bauen – nicht ums Produkt. Kinder als Zen-Meister: Der Weg ist das Ziel!

Das Geheimnis meines Erfolgs

Ich möchte in meinem Leben nichts erreichen, was allgemein mit Erfolg – dem am positivsten konnotierten Wort der Deutschen Sprache – im herkömmlichen Sinn zu tun hat. Ich möchte mit Lockerheit durchs Leben gehen, viele Sachen versuchen und Dinge tun, die mir und vor allem meinen Mitmenschen Freude machen. Ich betrachte das Leben als Buffet, wo ich mir genau das holen kann, was mir Freude macht. Ich lebe im Moment und mache das Beste aus dem, was das Leben für mich bereit hält. Ärgere mich nicht oder nur kurz. Akzeptiere alles – wer ja zum Leben sagt, sagt ja zu allem, was passiert. Man muss keine Freude an Staus oder unfreundlichen Menschen haben. Man muss nur lernen, das als Teil des Lebens zu akzeptieren und vielleicht bessere Wege zu suchen. Es geht nicht um YOLO – es geht um den optimalen Einsatz der Kräfte und dem (miteinander) gedeihen – den beiden Grundprinzipien des Judo. Und da haben Wut, Neid, Missgunst und alle anderen Kollegen sich nur als Energie-Räuber erwiesen. Wenn man Meister in einer Disziplin ist, dann sucht man sich eine neue Disziplin. Fehler sind ein Teil des Lernprozesses.

Und so gehe ich erfolgreich und mit erhobenem Haupt und wehender Fahne, gleichzeitig voller Neugier, Dankbarkeit und Freude durchs Leben – immer wissend um meine Sterblichkeit und mit dem Bewsusstsein, dass ich zwar die Welt nicht verbessern kann – aber die paar Quadratmeter um sich herum schon!

Als Segler habe ich das Gefühl, ich sei angekommen, wenn ich beim Schiff bin. Denn die Reise mit allen Abenteuern ergeben die Freude und das Glück. Ginge es nur um Zielerreichung, dann würde ich das Schiff im Hafen lassen. Dann nämlich wäre das Ziel schon risikolos und effizient erreicht. Versuchen wir es mit Liebe, Ruhe und Gelassenheit. Dann werden wir unbesiegbar.