Die Masse der Menschheit ist dumm

Dieses Bonmot stammt von Friedrich Schiller und tatsächlich fragt man sich manchmal, ob die Menschen als Masse eine Schwarm-Intelligenz oder eine Schwarm-Dummheit entwickeln. Trotzdem es scheint, dass die Masse eher auf der dummen Seite steht, möchte ich es nicht so stehen lassen, denn Dummheit und Intelligenz sind Bewertungen, dich ich nicht einfach so hinnehmen möchte.

Interessant wäre eher herauszufinden, ob die grosse Masse einen intelligenten, wohlüberlegten Weg geht, oder ob sie eher einen kurzfristigen Weg beschreitet: den Weg des geringsten Widerstandes.

Dass Menschen nur schwer in der Lage sind, längerfristig zu denken, zeigt sich als erstes an seiner Natur: Mit etwa 80 Jahren ist Schluss. Wenn er vielleicht 500 Jahre leben würde, dann könnte er vielleicht längere Horizonte abdecken. Oder? Leider nein. Studien zeigen (Kahnemann), dass Menschen kurzfristig und auf 30 Tage schon sehr unterschiedliche Entscheidungen treffen. Was ist den mit Themen, die eine sehr grosse Langfristigkeit haben? Atomenergie, Umweltschutz, usw?

Hier kann man gut die beiden Denksysteme wieder ins Spiel bringen. Das Denksystem 1 ist immer verfügbar, braucht wenig Energie und liefert rasch Ergebnisse. Problem: Es ist sehr fehleranfällig. Das Denksystem 2 ist anstrengend und langsam, es liefert Ergebnisse, die nicht harmonisch sind. Darum wird es in vielen Fällen nicht gebraucht – es braucht einfach zu viele Ressourcen.

Das Denksystem 1 ist nie überfordert. Es liefert uns immer eine Antwort, auch wenn sie falsch ist. Wenn wir eine komplexe Frage beantworten müssen, und es nicht könnten, so ersetzen wir die Frage einfach mit einer anderen, beantworten diese, und übernehmen die Antwort wieder für die komplexe Fragestellung. Dass das System fehlerhaft sein muss, ist hier schon klar. Doch scheint es für die Menschen schwieriger, eine Frage mit Denksystem 2 zu beantworten oder schlicht und einfach keine Meinung zu haben.

Unser System 1 ist sehr einfach manipulierbar und anfällig für Werbung – Denksystem 2 würde uns ja zurückliefen, dass Werbung Werbung ist, und nicht ein Abbild der Realität – und auch für Propaganda. So werden Feindbilder eingeführt, so dass man bei der nächsten Abstimmung auch wirklich „richtig“ abstimmt. Die einfachen Argumente ziehen, zu grosse Komplexität hängt die Menschen ab.

Man hat für jede komplexe Frage eine einfache Antwort – und sie ist meistens falsch.

Fazit: Die Masse ist nicht „dumm“, jedoch kann sie falsch entscheiden, wenn sich die meisten Menschen auf Denksystem 1 verlassen. Vielleicht wären die Entscheidungen besser, wenn bei einer Abstimmung beide Lager gleich viele Feindbilder erzeugen würde. Dann wären die Ergebnisse wieder ebenbürtig, nach dem Motto „Gleichgewicht des Schreckens“.

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